Kommentar Conrad Seidl

28.05.2020

Viele wollen jetzt möglichst rasch dort anknüpfen, wo das gesellschaftliche und ökonomische Leben im März so hart unterbrochen worden ist. Das ist verständlich. Klug ist es nicht. Denn die Corona-Krise hat ja eine Reihe von Problemen aufgezeigt – und ein paar Lösungsansätze ans Tageslicht gebracht, die naheliegend erscheinen. Etwa die Re-Regionalisierung und Re-Nationalisierung: Sollten wir nicht Askese und Konsumverzicht üben und alles, was wir zum Leben brauchen, möglichst aus der nächsten Umgebung beziehen? Eine romantische, aber gefährliche Idee: Abkoppelung von internationaler Kooperation in Forschung und Produktion bedeutet einen raschen Wohlstandsverlust. Das wäre ebenso falsch wie die Rückkehr zur alten, mit billigem Erdöl geschmierten Verschwendungsökonomie.

Österreich braucht ein Gesamtkonzept, das den richtigen Mix aus regionaler Wertschöpfung und internationalem Handel im Fokus hat. Dies bei gesteigerter Energieeffizienz und einer gleichmäßigen Wohlstandsentwicklung. Das geht nicht ohne massive Eingriffe ins Steuersystem – und hier wiederum muss der Schwerpunkt auf einer konsequenten Besteuerung des Verbrauchs fossiler Ressourcen liegen: Hier gilt es kurz-, mittel- und langfristige Verteuerungen durch entsprechende Steuern und den Abbau umweltbelastender Subventionen zu planen, so dass sich jeder danach richten kann. Gefragt ist der Mut der Politik, so ein ökosoziales Steuerkonzept nicht nur zu erarbeiten, sondern auch über viele Jahre konsequent umzusetzen.

Conrad Seidl