H2 – Champagner der Energiewende

Innovationskraft im Unterland Weiter Weithin sichtbares Zeichen

Massiver Betrug bei deutscher THG-Quote?

04.12.2025
Neuer Biogas-Obmann Johannes Hauptmann eröffnet den Grüngaskongress in Wels.

(AFU) – Seinen ersten Auftritt als Biogas-Obmann im Rahmen des Grüngaskongresses absolvierte Johannes Hauptmann in Wels: „Die auslaufenden Marktprämien für Altanlagen konnten erfolgreich verlängert werden, was uns eine Verschnaufpause ermöglicht. Bezüglich EGG muss die Politik endlich etwas vorlegen und mit uns gemeinsam auf Augenhöhe darüber diskutieren!“, forderte der neue Biogas-Obmann. „Jeder investierte Euro in Biogas, löst 2,5 Euro an Wertschöpfung aus. In meinem Betrieb wird 90% des Umsatzes im Umkreis von 30 km erwirtschaftet. Das bedeutet heimische Wertschöpfung und Versorgungssicherheit.“

Wirtschaft braucht auch künftig Gas

„72% der energieintensiven Industrie werden auch in Zukunft Gas benötigen. Dieses können wir künftig nur mehr mit Biogas, Holzgas oder Wasserstoff bereitstellen“, erklärte Clemens Malina-Altzinger, Vize-Präsident der Wirtschaftskammer OÖ. „Biogas ist ökologisch und ökonomisch vorteilhaft und man könnte die Produktion auch schnell hochfahren. Die Wirtschaft braucht dennoch wettbewerbsfähige Energiepreise. Deshalb heißt die Aufgabenstellung: Klimaschutz und Unternehmertum zu kombinieren.“

Wasserstoff-Hype ist zu Ende – bis zu 133 Cent/kWh

Prof. Jürgen Karl, von der Friedrich-Alexander-Universität in Nürnberg, untersuchte im Auftrag des deutschen Fachverbandes Biogas, die künftige Versorgungssicherheit des deutschen Stromsystems bei steigendem Verbrauch und welche Rolle das Biogas/-methan und der Wasserstoff dabei spielen werden. Laut seinen Berechnungen wird sich der Stromverbrauch in Deutschland bis 2037 auf 990 TWh im Vergleich zu 2023 (448 TWh) verdoppeln. Die Herausforderung mit dem Ausbau der Windkraft und Photovoltaik sind die zu erwartenden Dunkelflauten. Er geht von mindestens 280 Stunden im Jahr aus. Diese werden durch Importe oder Reservekraftwerke gedeckt werden müssen. Ob in Zukunft genug (günstiger) Importstrom vorhanden sein wird, wenn die ganze EU die Energiewende vollzieht, ist fraglich. Reservekraftwerke können dann nurmehr mit Biomethan oder Wasserstoff betrieben werden und zwar laut dem Merit-Order-Prinzip. Hierzu wurde in der Vergangenheit die Mär des leistbaren Wasserstoffs als saubere Lösung postuliert und die künftigen Kosten für grünen Wasserstoff konsequent schöngerechnet. Laut Kraftwerksstrategie der deutschen Bundesregierung sollen bis 2030 13,9 GWel-Leistung mit „H2-Sprinter“-Kraftwerken installiert werden. Dazu ist ein Investitionsbedarf für die Wasserstoff-Reserve von bis zu 120 Mrd. Euro nötig, wobei die Biogas-Reserve hingegen mit nur 22 Mrd. Euro zu Buche schlagen würde.

Die Projektion der spezifischen Stromerzeugungskosten für Reservekraftwerke mit flexibilisierten Biogasanlagen läge 2030 zwischen 25 und 44 Cent/kWh, wohingegen die teuerste Option mit Wasserstoff auf bis zu 133 Cent/kWh käme. Wenn das letzte notwendige Gaskraftwerk den Börsenpreis bestimmt, sind Biogas-Kraftwerke entscheidend – auch für den Strompreis, damit die teuren Wasserstoff-Kraftwerke nicht benötigt werden. Sprich: Biogas-Kraftwerke machen den Strompreis vergleichsweise billiger.

Karl fasst zusammen: „Ohne Reservekraftwerke und mit ausreichenden günstigen Importen sinkt der Strompreis. Mit Reservekraftwerken steigt der Börsenpreis bis 2030 auf 18 Cent/kWh. Die wichtigsten Parameter für den künftigen Strompreis sind: Die Importsituation, der Wasserstoffpreis, der Stromverbrauch und das Ausbauniveau von Windkraft und Photovoltaik, die auch preisdämpfend wirken. Wasserstoff hingegen ist der Champagner der Energiewende und sollte nur zu besonderen Anlässen verwendet werden.“

Autofahrer/in als Geschädigte

Stefan Rauch, Geschäftsführer des deutschen Fachverbandes Biogas, zeigte den aktuellen Stand in der Diskussion um die deutsche THG-Quote im Kraftstoffbereich auf. Diese Quote müssen alle erfüllen, die Treibstoffe in den Verkehr bringen. Ab 2025 liegt diese bei 10,6%. Wird diese nicht erfüllt, sind Strafzahlungen in der Höhe von 600 Euro/Tonne CO2 zu begleichen. Die Quote führte auch zu einem steigenden Einsatz von Biomethan im Verkehrsbereich. Rund ein Drittel des Biomethans geht in diesen Markt. Entscheidend für den Markt ist aber das gehandelte THG-Zertifikat, das in den letzten Jahren rund 450 Euro pro eingesparter Tonne CO2 versprach. Dann sank der Preis innerhalb von rund zwei Jahren auf unter 100 Euro, was zu massiven wirtschaftlichen Folgen für die Biomethan-Produzenten führte.

Der Preisverfall wird auf zwei Ursachen zurückgeführt: Es wurden fragwürdige UER-Projekte in China angerechnet, und es kam zu einer Überflutung des Marktes mit chinesischen Biotreibstoffen, denen auch noch angelastet wurde, dass sie falsch deklariert worden sind. Der Schaden beträgt mehrere Milliarden Euro und die Geschädigten sind die Autofahrer/innen.