Neuer EU-Taxonomie-Entwurf opfert Klimaschutz

12.01.2022

(PA_WWF) – Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich kritisiert die Aufnahme von Atomstrom und Erdgas in den über Neujahr (!) veröffentlichten Entwurf der EU-Taxonomie als legalisiertes Greenwashing: „Nur wenige Wochen nach der Klimakonferenz COP26 opfert die EU-Kommission ihre Führungsrolle in der Klimapolitik für die Interessen der Atom- und Gas-Lobby. Damit könnten Milliarden Euro in schädliche Industrien fließen und einen fatalen Lock-in Effekt produzieren, der Europa noch weiter vom 1,5 Grad Ziel entfernt“, sagt Jakob Mayr, WWF-Experte für nachhaltige Finanzen. Die Europäische Kommission habe dem Druck Frankreichs, Ungarns, Polens und anderer leichtfertig nachgegeben und schade damit dem Green Deal erheblich.

Der WWF fordert das EU-Parlament und den europäischen Rat daher auf, diesen desaströsen Greenwashing-Vorschlag entschieden abzulehnen. „Das EU-Parlament und der europäische Rat könnten die Taxonomie und den Green Deal noch retten, wenn sie jetzt mit ihrem Veto ein starkes Signal für echten Klimaschutz an die weltweiten Finanzmärkte aussenden. Ansonsten muss Österreich seine Ankündigung wahr machen und den Rechtsweg beschreiten“, sagt Jakob Mayr. Umweltministerin Leonore Gewessler hat bereits angekündigt, zumindest gegen die Aufnahme der Atomenergie in die Taxonomie rechtlich vorzugehen. Auch zahlreiche Investoren, Banken und Unternehmen haben signalisiert, dass sie eine grün gewaschene Taxonomie nicht unterstützen werden.

Erdgas gehört weltweit zu den größten Klimakillern und ist allein in Österreich für 20 Prozent aller Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Auch die Atomkraft ist weder nachhaltig noch zukunftsfähig und daher die völlig falsche Antwort auf die Klima- und Biodiversitätskrise. Hingegen hätte eine sinnvoll und wissenschaftsbasiert gestaltete EU-Taxonomie ein gewaltiges Potenzial für den notwendigen Übergang zu einer klima- und naturverträglichen Wirtschaft.

Ergänzung der Redaktion:

EU-Taxonomie und Sustainable Finance

Ein Ziel des Europäischen Green Deals ist es, private Investitionen für den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft zu mobilisieren. Im Rahmen des Aktionsplans zur Finanzierung von nachhaltigem Wachstum wurde die Taxonomie der Europäischen Union (EU) geschaffen, die eine europaweit einheitliche Definition von „grünen“ Investitionen festlegt. Dadurch würden Investitionen in Atomenergie und Ergas als grünes Investment deklariert werden.