(Wien, 03.12.2019) – Auf jährliche vier Milliarden Kubikmeter Biomethan beläuft sich das realistische Produktionspotential in Österreich. Dies entspricht etwa der Hälfte des heimischen Gasverbrauchs.
Aktuell werden laut Energiebilanz 2018 in Industrie und Gewerbe 42%, in Strom- und Fernwärmekraftwerken 29%, in privaten Haushalten 18% und im Verkehr 4% des gesamten Erdgasverbrauches eingesetzt. „Besonders im Wärme- und Fernwärmebereich kann der Gaseinsatz drastisch reduziert werden. Dies schafft Entwicklungsmöglichkeiten für neue Anwendungen im Treibstoffbereich und ebnet den Weg für 100% erneuerbaren Strom ohne fossilem Gas“, erklärt Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes. „Eine künftige Bundesregierung muss stabile Rahmenbedingungen für die Produktion von Erneuerbaren Gasen und eine sinnvolle Priorisierung des Einsatzes vorsehen, sonst bleibt eine Dekarbonisierung des Erdgasnetzes eine Illusion. Erneuerbares Erdgas ist ein Hightech-Produkt und zu wertvoll, um es für Raumwärme zu verheizen.“
Konkurrenzfähigere Alternativen vorhanden
„Im Raumwärmebereich sind mit Pellets, Hackgut, Brennholz, Solarthermie, Fernwärme und Wärmepumpen eine Fülle an konkurrenzfähigen erneuerbaren Lösungen vorhanden. Die Nutzung von erneuerbaren Gasen macht hier wenig Sinn, da die Wirkungsgrade im Vergleich zu den bestehenden Lösungen zu gering sind“, so Titschenbacher. Für erneuerbares Gas müssen erneuerbare Brennstoffe oder Strom zu Gas umgewandelt, aufbereitet und verdichtet sowie transportiert werden. Ausnahmen sollten für regionale 100% erneuerbar betriebene Gasnetze oder Haushalte ohne Fernwärmeanschlussmöglichkeit im dichtverbauten Gebiet gewährt werden.
Auf Stärken setzen
Erneuerbares Gas kann seine Stärken vor allem dort ausspielen, wo es nur wenige andere erneuerbare Lösungen gibt – allen voran der Erzeugung von Spitzenlast im Strom- und Fernwärmebereich, idealerweise in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen, die gleichzeitig Strom und Wärme erzeugen. Trotz des 100%-erneuerbaren-Stromziels werden weiterhin Gaskraftwerke zur Netzstabilisierung notwendig sein. Für industrielle Anwendungen und die Produktion von Wasserstoff bietet sich erneuerbares Gas an, da hier bestehende Infrastruktur genutzt werden kann und eine Versorgung mit Biomasse aus Platzgründen logistisch schwierig sein kann. Für Betriebe mit ausreichendem Platzangebot kann „Local Green Gas“ eine kostengünstige Lösung sein. Hier wird über eine Biomassevergasung das Gas direkt vor Ort erzeugt und ohne aufwändige Aufbereitung und Transport im Gasnetz in bestehenden Gasbrennern eingesetzt.
Neben bestehenden Lösungen, wie Biotreibstoffe der 1. Generation und der Elektromobilität, kann erneuerbares Gas einen wesentlichen Beitrag zur Dekarbonisierung des Verkehrssektors leisten. Hier bieten sich vor allem der Schwerlastverkehr, Baumaschinen oder landwirtschaftliche Maschinen an. Eine weitere Möglichkeit ist die Produktion von Fischer-Tropsch-Diesel auf Basis von erneuerbarem Gas. Dieser kann in bestehenden Motoren eingesetzt werden.
Rückfragehinweis:
Antonio Fuljetic-Kristan,
Österreichischer Biomasse-Verband,
T +43 (0)1 533 07 97 – 31,
M 0660 85 56 804;
fuljetic@biomasseverband.at