(PA_durchblicker) –
- Österreichs größtes Tarifvergleichsportal kritisiert: Abschöpfung von Übergewinnen entlastet betroffene Haushalte nicht – Hauptproblem derzeit Vertragsbindungen
- Energieexperte Spiegelhofer: Großteil der Anbieter haben Preise für Neukundentarife schon gesenkt – Wer wechseln kann, sollte wechseln
- durchblicker begrüßt Verweis auf Wechselmöglichkeit bei Strom-/Gas-Rechnung – Einseitige Werbung für Tarifvergleichsrechner der E-Control aber inakzeptabel
Das Antiteuerungspaket der Bundesregierung geht nach Ansicht des größten österreichischen Tarifvergleichsportals durchblicker bei Strom und Gas nicht weit genug. „Die diese Woche angekündigte Abschöpfung von Übergewinnen bringt betroffenen Haushalten, die derzeit zu viel zahlen, zunächst einmal gar nichts. Auch wenn sich für die Anbieter der Anreiz für überhöhte Preise reduziert und die Übergewinne später an die Allgemeinheit zurückfließen sollen, bleiben die betroffenen Haushalte letztlich auf ihren Mehrkosten sitzen“, kritisiert Stefan Spiegelhofer, Leiter des Bereichs Energie bei durchblicker.
Das Hauptproblem liegt laut dem Experten derzeit in den Vertragsbindungen: „Wer in letzter Zeit den Strom- oder Gasanbieter gewechselt hat oder wechseln musste, hatte gar keine andere Wahl, als sich zwölf Monate an einen Festpreis zu binden. Wenn der Anbieter diesen Haushalten nicht entgegenkommt und mit langfristigen Liefervereinbarungen argumentiert, zahlen diese Verbraucher jetzt weiter den auf zwölf Monate fixierten Tarif, selbst wenn die Marktpreise jetzt weiter drastisch sinken“, so Spiegelhofer.
An günstigeren Angeboten mangelt es am Markt derzeit nicht: „Ein Großteil der Anbieter hat nach unseren Daten die stark gesunkenen Großhandelspreise am Energiemarkt seit Jahresbeginn in ihren Neukundentarifen bereits weitergegeben“, berichtet der Experte.
NÖ-Familie spart mit Anbieterwechsel mehr als 1.400 Euro: ,,Warten auf Gewinnabschöpfung wäre sinnlos“
Nicht nur bei Gas, auch bei Strom macht ein Anbieterwechsel laut Spiegelhofer in vielen Fällen trotz nach wie vor geltender Strompreisbremse Sinn. Am Beispiel Niederösterreich, wo derzeit 300.000 Haushalte nach der Kündigung durch ihren Landesenergieversorger einen Neuvertrag abschließen müssen, hat sich durchblicker angesehen, wer bei einem Wechsel wie viel spart.
Während ein Single-Haushalt mit 2.000 kWh Jahresverbrauch seine Stromkosten durch einen Wechsel zum günstigsten Anbieter unter Berücksichtigung der Strompreisbremse derzeit im Jahr um 77 Euro reduzieren kann, sind es bei einem Paar-Haushalt mit 3.000 kWh Verbrauch bereits 112 Euro, bei einer Familie mit 4.000 kWh Verbrauch 252 Euro, bei einer Großfamilie mit 5.000 kWh 391 Euro und bei einem Haushalt, der mit Strom heizt oder etwa ein E-Auto besitzt und daher 10.000 kWh im Jahr verbraucht, mehr als 1.000 Euro Einsparungspotenzial.
Heizt ein Haushalt dagegen mit Gas, wofür es keine staatliche Preisbremse gibt, steigt das Einsparungspotenzial durch einen Wechsel vom Landesenergieversorger zum günstigsten Energieanbieter noch einmal deutlich. Ein Single-Haushalt mit 40 m² Wohnfläche und 4.000 kWh Gasverbrauch kann in diesem Fall zusätzlich 350 Euro Jahreskosten sparen, ein Paar mit 60 m² und 7.000 kWh Jahresverbrauch 566 Euro. Eine Familie mit 100 m² und 15.000 kWh Jahresverbrauch spart 1.168 Euro und eine Großfamilie mit Einfamilienhaus und 25.000 kWh Gasverbrauch 1.920 Euro.
Eine niederösterreichische Familie mit durchschnittlichem Stromverbrauch und Gas-Heizung spart mit dem Anbieterwechsel also in Summe mehr als 1.400 Euro im Jahr. „Es wäre sinnlos, darauf zu warten, ob diese Differenz möglicherweise irgendwann vom Energieanbieter abgeschöpft und an die Allgemeinheit zurückgegeben wird. Wer wechseln kann, sollte wechseln“, betont Spiegelhofer.
Jeder dritte Strom-/Gas-Kunde in Österreich wechselt Anbieter über durchblicker
Positiv bewertet durchblicker den Vorstoß der Bundesregierung, dass die Kundinnen und Kunden künftig von ihrem Energieanbieter mindestens einmal jährlich auf das Auslaufen der Vertragsbindung, auf die Möglichkeit des Anbieterwechsels und auf das Tarifvergleichsangebot aufmerksam gemacht werden sollen. Dass dabei ausschließlich der Tarifkalkulator der E-Control beworben werden soll, bezeichnet man beim größten österreichischen Tarifvergleichsportal durchblicker als inakzeptabel und kurzsichtig.
„Jeder dritte Strom- und Gas-Kunde in Österreich wechselt seinen Anbieter über durchblicker. Anders als beim Tarifvergleichsrechner der E-Control unterstützen durchblicker und andere Tarifvergleichsportale auch dabei, mit wenigen Klicks den Anbieter gleich direkt zu wechseln. Unser Ziel ist es, den Konsumentinnen und Konsumenten den Wechsel so einfach wie möglich zu machen. Seit vielen Jahren weisen wir unsere Nutzerinnen und Nutzer auf Wunsch darauf hin, wenn ihre Vertragsbindung ausläuft. Viele nutzen genau aus diesen Gründen unser Vergleichsportal. Wir leisten damit einen signifikanten Beitrag zur Belebung des Wettbewerbs am Energiemarkt “, betont man bei durchblicker.
Analog zum Telekomgesetz fordert durchblicker auch für den Energiemarkt eine klare gesetzliche Regelung, die die E-Control künftig dazu anhält, kostenlose Tarif- und Angebotsvergleiche zu fördern, anstatt sie zu konkurrenzieren. Im Interesse der Unterstützung des Wettbewerbs sollte die E-Control auf ihrer Website künftig analog zur Telekom-Regulierungsbehörde RTR zumindest auf die bestehenden Tarifvergleichs- und Wechselplattformen hinweisen, verlangt durchblicker.