Mit Holzverwendung gegen die Klimakrise

03.12.2021
v.l.n.r.: Ramskogler, Titschenbacher, Rosenstatter, Hackl, Wiesner, Schima, Zmek

(PA_Forst Holz Papier) – Die Österreichischen Holzgespräche sind eine der wichtigsten Branchenveranstaltungen zum Thema Wald und Holz in Österreich und versammeln so gut wie alle Spitzenvertreter der Wertschöpfungskette Holz aus dem gesamten Bundesgebiet. Die Veranstaltung fand dieses Jahr Corona-bedingt in Form eines Online-Webinars statt und zählte ca. 200 interessierte Teilnehmer. Als Referent konnte Prof. Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung gewonnen werden, der die Bedeutung von Holzbau und Holzverwendung gegen die Klimakrise hervorhob. Natalie Hufnagl-Jovy von der Arbeitsgemeinschaft deutscher Waldbesitzerverbände informierte über das aktuelle Thema Holzressourcen im Kräftefeld widersprüchlicher EU-Politiken.

Die Holzgespräche standen in diesem Jahr unter dem Motto „Der Rohstoff Holz als Lösung für die Klimakrise, aber nicht ohne bewirtschaftete Wälder“. Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung ist das Fundament für das Wirtschaftswunder Wald und Holz und aktiver Klimaschutz in zweifacher Hinsicht: Die vermehrte Verwendung von Holz und Holzprodukten ersetzt CO2-intensive bzw. fossile Rohstoffe und zusätzlich wird das klimaschädliche CO2 langfristig in den Holzprodukten und Holzhäusern gespeichert. Maßnahmen wie sie die europäische Waldstrategie vorsieht verhindern durch undifferenzierte großflächige Außernutzungsstellungen eine verstärkte Verwendung des nachwachsenden und umweltfreundlichen Werkstoffes Holz und gefährden damit nicht nur die Schlüsselrolle von Wald und Holz für den Klimaschutz, sondern führen zusätzlich zu einem Verlust von Arbeitsplätzen und Wirtschaftsleistung.

FHP Deklaration zur EU-Waldstrategie „Holz schützt Klima und schafft Arbeit

Erstmalig vorgestellt wurde die Gemeinsame Erklärung der Wertschöpfungskette Forst Holz Papier zur EU-Waldstrategie „Holz schützt Klima und schafft Arbeit“. Durch die gemeinsame Unterstützung von Forstwirtschaft und Industrie soll die Deklaration eine Verstärkung der Wiener Deklaration vom 4. Oktober sein, da das wichtige Thema der Rohstoffbasis alle Branchen des Holzsektors gleichermaßen betrifft. Alle FHP-Spitzenvertreter haben diese Erklärung unterzeichnet.

Der nachwachsende Rohstoff Holz ist einer der wesentlichen Faktoren für eine biobasierte Wirtschaft und ein Schlüsselelement im Kampf gegen den Klimawandel. Mit der im Juli 2021 vorgestellten EU-Waldstrategie bis 2030 wird diese Schlüsselrolle gefährdet. Vor allem die darin vorgesehenen waldbezogenen Maßnahmen haben das große Potential, die nachhaltige Produktion von Holz nicht nur unnötig zu verteuern, sondern die nachhaltige Holzerntemenge in Europa drastisch zu reduzieren. Nach Berechnungen des Thünen-Institutes würde sich die Holznutzung in der EU 27 um 42 Prozent verringern. Holz müsste aus Drittländern wie den USA, Russland, Kanada und Brasilien – alles Länder mit niedrigeren Bewirtschaftungsstandards als Europa – importiert werden. Die Vertreter der Wertschöpfungskette Forst Holz Papier in Österreich fordern daher von der Europäischen Kommission ein Umdenken und Einlenken.

Rudolf Rosenstatter (FHP Vorsitzender 2016 -2021)

„Das Potential des nachwachsenden Rohstoffes Holz für den Klimaschutz und die Volkswirtschaft ist riesig und die verstärkte Verwendung von Holz und Holzprodukten auch von der Gesellschaft gewünscht. Mit der vorliegenden EU-Waldstrategie werden die Klimaschutzziele konterkariert und die Rohstoffbasis der ganzen Wertschöpfungskette gefährdet. Schon eine Reduktion der Rohstoffbasis im Ausmaß von 10 Prozent würde einen Wertschöpfungsverlust in der Holz- und Forstwirtschaft von 1,75 Milliarden Euro bedeuten und 25.000 Menschen würden ihre Arbeitsplätze verlieren. Das können wir uns auch im Lichte der Covid19-Krise nicht ansatzweise leisten. Umso wichtiger ist es, dass mit der heute vorgestellten gemeinsamen Erklärung „Holz schützt Klima und schafft Arbeit“ Forstwirtschaft und Industrie vereint ein Zeichen setzen.

Erich Wiesner (FHP Vorsitzender 2022 +)

„Holz verbindet Ökologie und Ökonomie in idealtypischer Weise. Was kann man heute besseres tun, als nachhaltig Bäume zu pflanzen und in langlebigen Holzprodukten wie im Holzbau die Speicherung des Kohlenstoffs über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte zu verlängern. Gleichzeitig können dadurch Materialien substituiert werden, die nur mit hohem Energieaufwand und CO2-Ausstoß hergestellt werden können. Das wichtige Thema der Rohstoffbasis betrifft alle Branchen des Holzsektors gleichermaßen. Umso mehr freut es mich, dass alle Spitzenvertreter der Wertschöpfungskette Holz die gemeinsame Deklaration der Wertschöpfungskette Forst Holz Papier zur EU-Waldstrategie „Holz schützt Klima und schafft Arbeit“ unterzeichnet haben.“

Prof. Dr. Dr. Hans Joachim Schellnhuber (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung): „Uns mit Holz aus der Klimakrise herausbauen

„Nicht zuletzt durch den neuesten Bericht des Weltklimarates (IPCC) und die soeben zu Ende gegangene Weltklimakonferenz in Glasgow (COP26) ist die Dramatik der Klimakrise wieder ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. In den nächsten drei Jahrzehnten müssen alle Wirtschaftsbereiche dekarbonisiert werden, wenn die Menschheitsaufgabe Klimaschutz noch bewältigt werden soll. Schlecht steht es bisher um die Sektoren Forstwirtschaft und Siedlungswesen, die bisher aus verschiedenen Gründen ihre notwendigen Beiträge zur Bewahrung der Lebensgrundlagen der Menschheit nicht leisten. Dies könnte sich ins positive Gegenteil verkehren, wenn die gebaute Umwelt durch organische Architektur in eine mächtige Kohlenstoffsenke verwandelt würde. Dafür muss ein Großteil der Wälder für die nachhaltige Erzeugung entsprechender Biomasse (Holz, Bambus etc.) bewirtschaftet werden, was auch auf wiederaufgeforsteten Flächen weltweit geschehen kann. Insbesondere der innovative Holzbau wird auf der Nachfrageseite die entscheidende Rolle spielen. So kann eine traditionelle Branche zum Pionier der klimapositiven Transformation werden, der zugleich konventionelle Baumaterialien mit hohem CO2-Fußabdruck (Beton, Stahl, Glas etc.) überflüssig macht und den atmosphärischen Kohlenstoff langfristig speichern hilft.“

Natalie Hufnagl-Jovy (Arbeitsgemeinschaft deutscher Waldbesitzerverbände): „Holzressourcen im Kräftefeld widersprüchlicher EU-Politiken

„Die EU verliert ihre Glaubwürdigkeit als Vorreiter/Vorbild für Nachhaltigkeit, wenn sie ihre Nachhaltigkeitsziele auf Ressourcen aus Drittstaaten aufbaut und verstößt damit gegen völkerrechtliche Vereinbarungen wie z.B. die UNSDGs – Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen“.

FHP-Vorsitzwechsel und feierliche Schlüsselübergabe

Dr. Erich Wiesner (WIEHAG Holding GmbH) wurde mit 24. November 2021 vom FHP Exekutivausschuss einstimmig zum neuen Vorsitzenden der Kooperationsplattform Forst Holz Papier (FHP) für die Periode 2022/23 gewählt und vertritt in dieser Funktion die gesamte Wertschöpfungskette Holz und damit die zweitwichtigste Wirtschaftsbranche in Österreich. Wiesner folgt Rudolf Maximilian Rosenstatter nach, der diese Funktion sechs Jahre lang innehatte. Rosenstatter bleibt weiterhin in der FHP Strategiegruppe tätig sowie in zahlreichen bäuerlichen und forstlichen Funktionen, wie etwa im Ökosozialen Forum, in der Landwirtschaftskammer Salzburg und im Forstverein. Seit 2007 ist er Bundesobmann des Waldverbandes Österreich, seit 2010 Obmann von proHolz Salzburg. Franz Titschenbacher, Präsident der steirischen Landwirtschaftskammer und Vorsitzender des Forstausschusses in der LKÖ, wurde im Rahmen der FHP Exekutivausschusssitzung einstimmig zum neuen stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Wiesner und Titschenbacher bedankten sich bei Rudolf Rosenstatter für seinen überaus engagierten und beherzten Einsatz für die Wertschöpfungskette Holz.

Einzigartige Branchenplattform

Die Kooperationsplattform Forst Holz Papier (FHP) ist ein europaweit einmaliger Zusammenschluss aller mit dem Roh-, Wert- und Werkstoff Holz tätigen Branchen, von der Urproduktion über die Weiterverarbeitung in der Säge-, Platten- und Papierindustrie bis zum Holzbau und Holzhandel. Rund 300.000 Menschen beziehen in über 172.000 Betrieben in Österreich ihr Einkommen aus dem Werkstoff Holz. Der Produktionswert der gesamten Wertschöpfungskette beträgt dabei rund 12 Mrd. Euro, der durchschnittliche Exportüberschuss ca. 4 Mrd. Euro. Die Wertschöpfungskette Holz ist somit einer der wichtigsten Faktoren für die österreichische Volkswirtschaft.