Burgenland – bis 2030 klimaneutral?

Verbesserungsbedarf … Weiter Biomasse statt Kohle

Mission: Von 50 auf 100%

30.06.2022
Abb. 1: Bis 2030 möchte das Burgenland klimaneutral werden, derzeit stellen fossiles Erdöl
und Erdgas aber noch etwa die Hälfte des Energieeinsatzes.

(PA_ÖBMV) – Im Rahmen seines Energiewende-Checks nimmt der Österreichische Biomasse-Verband die Fortschritte der Bundesländer bei der Energiewende ins Visier. Obwohl Erdöl derzeit noch mehr als 40 % des Energieverbrauchs deckt, möchte das Burgenland im Jahr 2030 und damit bereits zehn Jahre vor dem Bund klimaneutral werden. Dafür forciert das Land mithilfe eines Erneuerbaren-Beschleunigungsgesetzes den massiven Ausbau der Photovoltaik, die bislang erst 0,75 % des Energiebedarfs deckt. Den derzeitigen Anteil von etwa 52 % erneuerbarer Energien am gesamten Energieverbrauch verdankt das Burgenland vor allem der Bioenergie (26 %) und der Windkraft (23 %). Große Hoffnungen setzt man nun in einen Großstromspeicher, der die Überschüsse aus Windstrom nutzbar machen soll.  

Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor um 88 % gestiegen

Derzeit zeigt der Trend noch nicht Richtung klimaneutral, denn die Treibhausgasemissionen des Burgenlandes sind von 1990 bis 2019 um 17 % auf rund 1,9 Mio. Tonnen CO2 gestiegen. Dies liegt hauptsächlich am Verkehrssektor, der mehr als die Hälfte dieser Emissionen verursacht. Zunehmender Straßenverkehr und Tanktourismus haben dazu geführt, dass die Emissionen in der Mobilität seit 1990 um 88 % gestiegen sind, das ist der höchste Zuwachs unter allen Bundesländern. Aufgrund langer Straßenverkehrswege hat der Verkehrssektor im Burgenland einen vergleichsweise hohen Anteil (37 %) am Endenergieverbrauch. Pro 100 Einwohner gibt es im Burgenland 37 Diesel-Pkw (AT: 29), auf die 68 % des Treibstoffverbrauchs entfallen. Mit ihren Dieselautos fahren die Burgenländer im Bundesvergleich pro Kopf auch die meisten Kilometer (15.850 km/AT: 14.092 km) und verbrauchen mit je 1.000 Liter Diesel den meisten Treibstoff im Jahr. Nur 0,05 % des Energieverbrauchs privater Pkw gehen auf das Konto von Elektrofahrzeugen und 0,5 % auf Benzin-Elektro-Hybride. Laut E-Mobilitätsstrategie 2022 will das Burgenland bis 2030 das Bundesland mit dem höchsten Anteil an Elektroautos (25 % am Pkw-Bestand) werden und durch den Umstieg auf E-Mobilität jährlich über 100.000 Tonnen CO2 einsparen. 

Anteil erneuerbarer Energien stagniert seit fünf Jahren

Der Anteil erneuerbarer Energien pendelte in den letzten fünf Jahren zwischen 48 % und 50 %, der Rekordwert von 2020 (52,5 %) wäre ohne den reduzierten Erdölverbrauch aufgrund der Corona-Pandemie nicht erzielt worden. Bioenergie, der wichtigste erneuerbare Energieträger im Burgenland, verzeichnet seit 2015 einen stetigen Rückgang; bei der Windkraft ging die installierte Leistung 2020 erstmals zurück, da mehr Anlagen ab- als zugebaut wurden. Beides ist auf unzureichende Ökostromförderungen zurückzuführen. 

Abb. 2: Bis 2030 möchte das Burgenland klimaneutral werden, derzeit stellen fossiles Erdöl
und Erdgas aber noch etwa die Hälfte des Energieeinsatzes.

Keine Unterstützung vom Burgenland für Holzkraftwerke

Im Gegensatz zu den anderen Bundesländern hat das Burgenland kein Landesgesetz als Ausführung des Biomasse-Grundsatzgesetzes zur Förderung seiner Holzkraftanlagen beschlossen. Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Stromproduktion der Holzkraftwerke im Burgenland seit 2019 um 36 % gesunken. Nachdem zehn Biomasse­KWK-Anlagen mit einer elektrischen Leistung von 31,4 MW im Jahr 2020 etwa 160 GWh Strom und 200 GWh Fernwärme produzierten, sind nach dem Abstellen der Holzkraftwerke der Bioenergie Burgenland nur noch wenige Anlagen in Betrieb. In der international bekannten „Biomasse-Musterstadt“ Güssing läuft mittlerweile von vormals drei nur mehr eine Holzkraftanlage.

Holzkraftwerke stellten 56 % der Fernwärme bereit

Fernwärme wird im Burgenland zu 97 % aus Biomasse erzeugt, den Rest steuern Erdgas, Solarwärme und Erdöl bei. Neben den Holzkraftwerken, die bislang 56 % der Fernwärme bereitstellen, erzeugen an die 90 Heizwerke 41 % der Fernwärme. Allerdings deckt Fernwärme nur 6,6 % des gesamten Wärmeverbrauches im Burgenland.   

Raumwärme: Holz anstatt Heizöl

Abgesehen von Nebenprodukten aus Forstwirtschaft und Sägeindustrie, wie z. B. Hackgut und Rinde (41 %), ist Scheitholz mit 40 % das wichtigste biogene Energiesortiment im Burgenland. Heizen mit Brennholz hat im Burgenland lange Tradition. Etwa 39.000 Haushalte (31 %) verwenden Holzbrennstoffe wie Scheitholz, Pellets oder Hackgut für ihr Hauptheizsystem. Das sind etwa 8.000 Haushalte mehr als vor 15 Jahren. Im gleichen Zeitraum hat sich der Anteil der Ölheizer von 27.000 auf 14.300 Haushalte fast halbiert. Der Beitrag von Holzenergie am Raumwärmeverbrauch liegt bei 46,5 % – das ist der vierthöchste Wert in Österreich. Etwa ein Viertel aller burgenländischen Haushalte heizt mit Erdgas, dieser Anteil blieb in den vergangenen Jahren recht konstant. Große Zuwächse gibt es vor allem bei Wärmepumpen, die bereits bei 17 % der Haushalte im Einsatz sind. Der Endenergieeinsatz je Haushalte für Raumwärme, Warmwasser und Kochen ist im Burgenland mit 22.000 kWh der höchste in Österreich und etwa doppelt so hoch wie in Wien, was auch auf die dezentrale Besiedelungsstruktur zurückzuführen ist.

Abb. 3: Ölheizungen werden im Burgenland zunehmend durch Holzheizungen,
Wärmepumpen und biogene Fernwärme ersetzt.

Ohne Bioenergie und Windkraft nur 4 % Erneuerbare

Ohne Bioenergie und Windkraft läge der Anteil erneuerbarer Energien im Burgenland gerade einmal bei 4 %. Zumindest bei der Windkraft kam es 2021 im Zuge eines Abbaus der Warteschlange im Ökostromregime zu einem Zubau von 121 MW installierter Leistung. Photovoltaik und Wärmepumpen verzeichnen zwar Zuwächse, aber erst auf niedrigem Niveau. Seit 2013 erreicht das Burgenland einen Anteil von 100 % Ökostrom, Strom deckt aber nur 17 % des Endenergiebedarfs des Bundeslandes.  

Klima- & Energiestrategie Burgenland 2050 

Laut Klima- & Energiestrategie will das Burgenland vor allem durch Ausbau von Windkraft und Photovoltaik mehr Ökostrom produzieren. Insbesondere durch Repowering bestehender Anlagen soll die Stromerzeugung aus Windkraft bis 2024 auf 12,6 PJ (2020: 8,2 PJ) erhöht werden. Zum Ausbau der Photovoltaik sollen Großprojekte wie ein 150 ha Sonnenkraftwerk mit 165 MW in Nickelsdorf beitragen. 31 Mio. Euro sieht das Land für den Fernwärmeausbau aus Biomasse vor. Ein sozial verträglich gestalteter Ausstieg aus Öl in Bestandsgebäuden soll dafür sorgen, dass bis 2030 keine Ölheizungen mehr in Betrieb sind.