7 Mio. € für Redispatch-Maßnahmen im Sept.

03.11.2022
Bildquelle © Austrian Power Grid AG – Redispatch-Eingriffe in das Stromsystem sind mit zusätzlichen Kosten verbunden. 2021 wurden dadurch Kosten in der Höhe von rund € 100 Millionen Euro verursacht. 2022 betrugen die Kosten für RD-Maßnahmen Ende September bereits rund 77 Millionen Euro.

(PA_Austrian Power Grid AG) – Mit dem Zuwachs und der vermehrten Integration von erneuerbaren Energiequellen sowie der zunehmenden Elektrifizierung von Wirtschaft, Industrie und Gesellschaft steigen die Anforderungen an das Stromnetz stetig an. Die bestehende Netzinfrastruktur verfügt aktuell für diese Herausforderungen nicht über die dafür notwendigen Kapazitäten. Es müssen regelmäßig sogenannte Redispatch-Maßnahmen ergriffen werden, damit Engpässe im Stromnetz vermieden werden und die sichere Stromversorgung des Landes gewährleistet wird. 

„Besteht die Gefahr von Leitungsüberlastungen im Stromnetz, so müssen wir diesen Belastungen durch gezielte Eingriffe in den Einsatz von thermischen und hydraulischen Kraftwerken, sowie flexibler Verbraucher kontrolliert entgegensteuern“, erklärt Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG. Bis Ende September war ein derartiger Eingriff bereits an 181 Tagen notwendig, das sind um 16 Tage oder rund 10 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. 

Redispatching kostet Millionen

Diese Eingriffe in das Stromnetz zeigen einerseits die vorhandenen Kapazitätsdefizite in der Strominfrastruktur auf und verursachen andererseits Kosten, die am Ende dem Stromkunden zur Last werden. „Aktuell fehlende Netzkapazitäten haben den österreichischen Stromkunden im Gesamtjahr 2021 rund 99 Millionen Euro gekostet, allein im vergangenen September 2022 verursachten die notwendigen Redispatch-Maßnahmen Kosten in der Höhe von rund sieben Millionen Euro und in den ersten neun Monaten dieses Jahres gesamt rund 77 Millionen,“ erklärt Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG.

Um die Redispatch-Kosten weiter zu senken, ist es essenziell jetzt in den Netzausbau zu investieren. Die aktuellen Entwicklungen der Strom- und Energiepreise sowie die geopolitischen Entwicklungen in der Ukraine zeigen wie wichtig eine rasche und sichere Transformation zu einem nachhaltigen Energiesystem ist. Dazu braucht es eine umgehende Gesamtsystemplanung sowie entsprechende Kapazitäten in den Bereichen Netze, Speicher, Produktion sowie eine umfassende Digitalisierung zur Nutzung der Flexibilitäten aller Akteure des Systems. Dies alles muss umgehend erfolgen. Die Beschleunigung und Vereinfachung von Genehmigungsverfahren sind dabei ein zentraler Hebel.

Die APG leistet dabei ihren Beitrag: zur Erreichung dieser Ziele sowie für die sichere Transformation des Energiesystems investiert die APG in den nächsten 10 Jahren rund 3,5 Milliarden Euro. Davon werden allein 2022 rund 370 Millionen Euro in die heimische Netzinfrastruktur investiert.

System unter Druck

„Die große Trockenheit im Sommer hat in Europa dazu geführt, dass neben der Reduktion von Wasserkraft auch die Produktion aus Atomkraftwerken maßgeblich beeinträchtigt wurde. Dies zeigt, dass die Produktion von Strom in Europa tendenziell unter Druck steht. Der bewusste und sparsame Umgang mit dem Produkt Strom muss daher für uns alle zum Maßstab werden,“ betont Gerhard Christiner. Verglichen zum Referenzwert von 2017-2021 zeigen die Daten vom September bereits einen leichten Rückgang beim Stromverbrauch von durchschnittlich rund zwei Prozent. 

Erneuerbare Energien weiterhin im Aufschwung

Die Stromerzeugung aus Laufwasserkraft erholt sich nach dem trockenen Sommer langsam wieder. Im Vergleich zum Vormonat legt sie im September (KW 36 bis KW 39) wieder um 18 Prozent zu. Insgesamt konnten im September bilanziell rund 73 Prozent (3.284 GWh) des österreichischen Stromverbrauchs (4.507 GWh) durch Erneuerbare Energien gedeckt werden. Den größten Anteil daran hatte die Wasserkraft, die im September 2.759 GWh Strom produziert hat. Verglichen mit dem letzten Jahr sind das um 14 Prozent mehr. Die Stromproduktion aus Windkraft legte ebenfalls zu. Mit 449 GWh produzierte die Windkraft im September um rund 18 Prozent mehr Strom als im letzten Jahr (382 GWh). 

Österreich war auch im September ein Stromimportland.  Allerdings musste mit 700 GWh nur etwas mehr als die Hälfte des Vorjahres importiert werden.  

Energieaustausch innerhalb Österreichs

Das überregionale Stromnetz der APG ist unerlässlich für die sichere Stromversorgung Österreichs. Über das jeweilige Verteilernetz können die Bundesländer überschüssig produzierten Strom in das APG Netz einspeisen und somit österreichweit nutzbar machen. Hat ein Bundesland Produktionsengpässe kann es den erforderlichen Strom aus dem Netz der APG beziehen. 

Dies war im September zum Beispiel für die Steiermark wichtig, die auf Grund des trockenen Sommers einen starken Rückgang in der Stromproduktion aus Laufwasser zu verzeichnen hatte und ihre Produktionsengpässe durch das APG Netz ausgleichen konnte. 

Die Bundesländer mit der größten Einspeisung in das APG Netz waren im September Tirol (169 GWh) und Salzburg (100 GWh), während die Steiermark (275 GWh) und Vorarlberg (225 GWh) im September den meisten Strom aus dem Netz entnommen haben.

APG verfolgt laufend die Entwicklung der heimischen E-Wirtschaft und veröffentlicht unter https://www.apg.at/infografiken regelmäßig Grafiken zu den Themen: Energieaustausch, Stromverbrauch Österreich, Stromerzeugung Erneuerbare, Import/Export, Strompreis u.v.a.m.