(PA_Stadtgemeinde Hartberg) – Der Klimawandel wird die Oststeiermark stark verändern. Wenn wir mit den Emissionen weitermachen wie bisher, werden unsere Kinder im Jahr 2100 ein Klima wie im italienischen Venedig vorfinden. Die Stadt Hartberg bereitet sich auf die Veränderungen vor und der Gemeinderat hat hierzu eine Anpassungs-Strategie beschlossen.
Die Stadtgemeinde Hartberg ist eine von fünf steirischen Pilotgemeinden, welche mit dem Land Steiermark im Rahmen des EU-Projekts LIFE LOCAL ADAPT zielgerichtet Maßnahmen zur Anpassung an die Klimakrise erarbeitet hat. Ziel des fünfjährigen EU-Projekts ist es auf lokaler Ebene ein Bewusstsein zu schaffen. Hierzu wurden in drei regionalen Arbeitssitzungen mit Akteuren aus Gemeinde, Feuerwehr, Rettung, Wasserversorgung, dem Netzbetreiber sowie Menschen aus dem Gesundheits- und Landwirtschaftlichen-Bereich Schwerpunkte und Zuständigkeiten für die Zukunft erarbeitet. Umgesetzt und koordiniert wurde das Projekt von der Klimaschutzkoordination des Landes Steiermark durch Frau Mag.a Andrea Gössinger-Wieser.
Was auf uns laut Wissenschaftlern der ZAMG zukommt:
Die Region Hartberg wird massiv vom Klimawandel betroffen werden!
So werden sich z.B. die Tropennächte (das sind Nächte, an denen die Lufttemperatur nicht unter 20°C fällt) bis zum Ende des Jahrhunderts verzwanzigfachen. Zwischen 1971 und 2000 gab es durchschnittlich nur alle 10 Jahre eine einzige Tropennacht – gegen Ende des Jahrhunderts steigt die Anzahl auf 19 Tropennächte pro Jahr an.
Von 1971 bis 2000 betrug die Jahresdurchschnittstemperatur in Hartberg 9,6°C. Im business-as-usual-scenario steigt diese Temperatur um 3,9°C auf 13,5°C auf venezianisches Niveau. Zum Vergleich: Die Jahresmitteltemperatur von Venedig beträgt ca. 13,2°C.
Die Niederschlagsmengen verändern sich nicht wesentlich. Trotzdem ist in Zukunft aufgrund erhöhter Verdunstung von Wasser vermehrt mit landwirtschaftlich relevanter Trockenheit zu rechnen. Gleichzeitig ist mit einer Zunahme der maximalen Tagesniederschläge zur rechnen – bis zu 30% am Ende des 21. Jahrhunderts. Die vermehrten Starkniederschläge führen zu einer Vielzahl an Herausforderungen. Starkregenereignisse mit Überflutungen im Bezirk werden häufiger vorkommen.
Wie wir uns darauf vorbereiten:
Die klimatischen Veränderungen sind massiv und vielfältig. Vielfältig damit auch die Ansatzpunkte und Zuständigkeiten um unsere Gemeinde darauf vorzubereiten. Ziel ist es dabei, das Leben, die Gesundheit, die Natur sowie auch Hab und Gut sowie die Wirtschaft zu schützen. 32 Maßnahmen zur Anpassung an die klimatischen Veränderungen in Hartberg wurden identifiziert. Diese stellen eine Gesamtübersicht dar, welche dann nach Bedarf und Leistbarkeit zu priorisieren und auszuwählen sind. Diese sollten in den nächsten Jahren umgesetzt und in die Entscheidungen der Region einfließen.
Die 32 Maßnahmen lauten:
Landwirtschaft | |
LW1 | Fokus Humusaufbau |
LW 2 | Verbesserung des Erosionsschutzes in Hanglagen |
LW 3 | Erhalt und Förderung der kleinstrukturierten Landwirtschaft und Kulturlandschaft |
Forstwirtschaft | |
FW1 | Erhöhung der Baumarten- und Strukturvielfalt von Wäldern sowie Verjüngung überalterter Bestände |
FW2 | Gemeisame Mobilisierung von Kleinwaldbesitzer:innen zur Reduktion der Schäden durch die zu erwartenden Klimänderungen |
Naturschutz & Biodiversität | |
NB 1 | Flächensicherung für Retention und Wiederherstellung von Feuchtgebieten |
NB 2 | Erhalt und Verbesserung von Schutzgebieten und Stärkung gefährdeter Populationen |
Wirtschaft & Tourismus | |
WT 1 | Verstärkung von regionalen Wirtschaftsstrukturen (Versorgungssicherheit) |
WT 2 | Beschaffung klimafreundlicher Produkte, Vefahren und Dienstleistungen forcieren |
WT 3 | Berücksichtigung von Klimawandel in touristischen Betrieben |
Gesundheit & Soziales/Globale Verantwortung | |
GS 1 | Umgang mit Hochwässern, Muren, Lawinen, Rutschungen und Steinschlägen |
GS 2 | Forcierung der Freiwilligenarbeit und Nachbarschaftshilfe |
GV 3 | Partnerschaften mit besonders vom Klimawandel betroffenen Gemeinden schließen |
Raumplanung & urbane Räume | |
RP1 | Klare Regelung der Widmungs- und Nutzungsverbote zur Sicherung der in Bezug auf den Klimawandel bedeutsamen Freiräume |
RP 2 | Erhöhung der regionalen Versorgungssicherheit durch Stärkung der regionalen Zentren |
RP 3 | Sicherung, Erhaltung und Vernetzung von Grün- und Gewässerflächen in dicht bebauten Siedlungen (grüne und blaue Infrastruktur) |
Bauen & Wohnen | |
BW1 | Effizienter Bebauungsplan und nachhaltige Flächennutzung |
BW 2 | Beachtung sich verändernder thermischer Anforderungen durch den Klimawandel im Bauverfahren |
BW3 | Vemeidung von Hitzeinseln und Hitzestress in den Ortszentren |
Verkehrsinfrastruktur | |
VI 1 | Anpassung der Infrastruktur an zukünftige Klimawandel-Gefährdungen |
VI 2 | Klimafit mobil in Hartberg |
VI 3 | Reduktion des Zuwachses dauerhaft versiegelter Verkehrsflächen als Überflutungsschutz |
Wasserhaushalt & Wasserwirtschaft | |
W1 | Sicheres Trink- und Brauchwasser in Trockenperioden |
W 2 | Erhaltung und Wiederherstellung von naturnahen Lebensräumen im Gewässer |
W 3 | Nachhaltige Sicherung der öffentlichen Wasserversorgung |
Sichere Energieversorgung | |
EV1 | Sicherstellung von widerstandsfähiger Energieversorgung die negative Effekte des fortschreitenden Klimawandels abfedern helfen |
EV2 | Reduktion innerer Lasten zur Vermeidung sommerlicher Überhitzung in Gebäuden durch Reduktion des Stromverbrauchs und gleichzeitiger Erhöhung der Energieeffizienz |
Schutz vor klimabedingten Katastrophen | |
KS1 | Erhaltung einer bestmöglichen Einsatzfähigkeit der Freiwilligenorganisationen |
KS2 | Hebung der Eigenverantwortungn der Bevölkerung (Prävention, Risikobewusstsein, Information) |
Information & Bildung | |
BB 1 | Vernetzungstreffen mit Menschen in der Gemeinde die das Thema Klimawandel weitertragen |
BB 2 | Laufende Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Klimawandel in den Medien der Gemeinde (Gemeindezeitung, Vereinsnachrichten etc.) |
BB 3 | Umsetzung von Thementagen mit geeigneten Parnter:innen innerhalb der Gemeinde |
BB 4 | Forcierung von Fortbildungs- und Beratungsangeboten zum Thema Klimawandel in der Gemeinde |