Anpassungsstrategien an Klimawandel

2,6 MWp PV-Anlage in Betrieb Weiter Energieeffizienzgesetz neu

Hartberg erarbeitete 32 Maßnahmen

07.06.2021

(PA_Stadtgemeinde Hartberg) – Der Klimawandel wird die Oststeiermark stark verändern. Wenn wir mit den Emissionen weitermachen wie bisher, werden unsere Kinder im Jahr 2100 ein Klima wie im italienischen Venedig vorfinden. Die Stadt Hartberg bereitet sich auf die Veränderungen vor und der Gemeinderat hat hierzu eine Anpassungs-Strategie beschlossen. 

Die Stadtgemeinde Hartberg ist eine von fünf steirischen Pilotgemeinden, welche mit dem Land Steiermark im Rahmen des EU-Projekts LIFE LOCAL ADAPT zielgerichtet Maßnahmen zur Anpassung an die Klimakrise erarbeitet hat. Ziel des fünfjährigen EU-Projekts ist es auf lokaler Ebene ein Bewusstsein zu schaffen. Hierzu wurden in drei regionalen Arbeitssitzungen mit Akteuren aus Gemeinde, Feuerwehr, Rettung, Wasserversorgung, dem Netzbetreiber sowie Menschen aus dem Gesundheits- und Landwirtschaftlichen-Bereich Schwerpunkte und Zuständigkeiten für die Zukunft erarbeitet. Umgesetzt und koordiniert wurde das Projekt von der Klimaschutzkoordination des Landes Steiermark durch Frau Mag.a Andrea Gössinger-Wieser. 

Was auf uns laut Wissenschaftlern der ZAMG zukommt: 

Die Region Hartberg wird massiv vom Klimawandel betroffen werden! 

So werden sich z.B. die Tropennächte (das sind Nächte, an denen die Lufttemperatur nicht unter 20°C fällt) bis zum Ende des Jahrhunderts verzwanzigfachen. Zwischen 1971 und 2000 gab es durchschnittlich nur alle 10 Jahre eine einzige Tropennacht – gegen Ende des Jahrhunderts steigt die Anzahl auf 19 Tropennächte pro Jahr an. 

Von 1971 bis 2000 betrug die Jahresdurchschnittstemperatur in Hartberg 9,6°C. Im business-as-usual-scenario steigt diese Temperatur um 3,9°C auf 13,5°C auf venezianisches Niveau. Zum Vergleich: Die Jahresmitteltemperatur von Venedig beträgt ca. 13,2°C. 

Die Niederschlagsmengen verändern sich nicht wesentlich. Trotzdem ist in Zukunft aufgrund erhöhter Verdunstung von Wasser vermehrt mit landwirtschaftlich relevanter Trockenheit zu rechnen. Gleichzeitig ist mit einer Zunahme der maximalen Tagesniederschläge zur rechnen – bis zu 30% am Ende des 21. Jahrhunderts. Die vermehrten Starkniederschläge führen zu einer Vielzahl an Herausforderungen. Starkregenereignisse mit Überflutungen im Bezirk werden häufiger vorkommen. 

Wie wir uns darauf vorbereiten: 

Die klimatischen Veränderungen sind massiv und vielfältig. Vielfältig damit auch die Ansatzpunkte und Zuständigkeiten um unsere Gemeinde darauf vorzubereiten. Ziel ist es dabei, das Leben, die Gesundheit, die Natur sowie auch Hab und Gut sowie die Wirtschaft zu schützen. 32 Maßnahmen zur Anpassung an die klimatischen Veränderungen in Hartberg wurden identifiziert. Diese stellen eine Gesamtübersicht dar, welche dann nach Bedarf und Leistbarkeit zu priorisieren und auszuwählen sind. Diese sollten in den nächsten Jahren umgesetzt und in die Entscheidungen der Region einfließen. 

Die 32 Maßnahmen lauten: 

Landwirtschaft 
LW1Fokus Humusaufbau
LW 2Verbesserung des Erosionsschutzes in Hanglagen
LW 3Erhalt und Förderung der kleinstrukturierten Landwirtschaft und Kulturlandschaft 
  
Forstwirtschaft 
FW1Erhöhung der Baumarten- und Strukturvielfalt von Wäldern sowie Verjüngung überalterter Bestände
FW2Gemeisame Mobilisierung von Kleinwaldbesitzer:innen zur Reduktion der Schäden durch die zu erwartenden Klimänderungen
Naturschutz & Biodiversität 
NB 1Flächensicherung für Retention und Wiederherstellung von Feuchtgebieten 
NB 2Erhalt und Verbesserung von Schutzgebieten und Stärkung gefährdeter Populationen
  
Wirtschaft & Tourismus 
WT 1Verstärkung von regionalen Wirtschaftsstrukturen (Versorgungssicherheit) 
WT 2Beschaffung klimafreundlicher Produkte, Vefahren und Dienstleistungen forcieren
WT 3Berücksichtigung von Klimawandel in touristischen Betrieben
  
Gesundheit & Soziales/Globale Verantwortung 
GS 1Umgang mit Hochwässern, Muren, Lawinen, Rutschungen und Steinschlägen
GS 2Forcierung der Freiwilligenarbeit und Nachbarschaftshilfe
GV 3Partnerschaften mit besonders vom Klimawandel betroffenen Gemeinden schließen
  
Raumplanung & urbane Räume 
RP1Klare Regelung der Widmungs- und Nutzungsverbote zur Sicherung der in Bezug auf den Klimawandel bedeutsamen Freiräume
RP 2Erhöhung der regionalen Versorgungssicherheit durch Stärkung der regionalen Zentren
RP 3Sicherung, Erhaltung und Vernetzung von Grün- und Gewässerflächen in dicht bebauten Siedlungen (grüne und blaue Infrastruktur)
  
Bauen & Wohnen 
BW1Effizienter Bebauungsplan und nachhaltige Flächennutzung
BW 2Beachtung sich verändernder thermischer Anforderungen durch den Klimawandel im Bauverfahren
BW3Vemeidung von Hitzeinseln und Hitzestress in den Ortszentren 
  
Verkehrsinfrastruktur 
VI 1Anpassung der Infrastruktur an zukünftige Klimawandel-Gefährdungen
VI 2Klimafit mobil in Hartberg
VI 3Reduktion des Zuwachses dauerhaft versiegelter Verkehrsflächen als Überflutungsschutz
  
Wasserhaushalt & Wasserwirtschaft 
W1Sicheres Trink- und Brauchwasser in Trockenperioden 
W 2Erhaltung und Wiederherstellung von naturnahen Lebensräumen im Gewässer
W 3Nachhaltige Sicherung der öffentlichen Wasserversorgung
 
  
 Sichere Energieversorgung 
EV1Sicherstellung von widerstandsfähiger Energieversorgung die negative Effekte des fortschreitenden Klimawandels abfedern helfen
EV2Reduktion innerer Lasten zur Vermeidung sommerlicher Überhitzung in Gebäuden durch Reduktion des Stromverbrauchs und gleichzeitiger Erhöhung der Energieeffizienz
  
Schutz vor klimabedingten Katastrophen 
KS1 Erhaltung einer bestmöglichen Einsatzfähigkeit der Freiwilligenorganisationen
KS2Hebung der Eigenverantwortungn der Bevölkerung  (Prävention, Risikobewusstsein, Information)
Information & Bildung 
BB 1Vernetzungstreffen mit Menschen in der Gemeinde die das Thema Klimawandel weitertragen
BB 2Laufende Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Klimawandel in den Medien der Gemeinde (Gemeindezeitung, Vereinsnachrichten etc.)
BB 3Umsetzung von Thementagen mit geeigneten Parnter:innen innerhalb der Gemeinde
BB 4Forcierung von Fortbildungs- und Beratungsangeboten zum Thema Klimawandel in der Gemeinde