Wien Energie braucht Milliarden

31.08.2022
Wien Energie

(AFU) – Eine energiepolitische Bombe platzte am Wochenende: Der größte heimische Energieversorger Wien Energie verkündete einen Finanzierungsbedarf in Milliardenhöhe. Der Grund: „Aufgrund des am vergangenen Freitag abermals und plötzlich explodierten Strompreises ist Wien Energie an den Bund herangetreten, da erforderliche Sicherheitskautionen im Energiehandel unvorhergesehen und sprunghaft angestiegen waren. Die notwendigen Sicherheiten dienen der Absicherung von bereits getätigten Geschäften an der Energiebörse und damit der langfristigen Sicherstellung der Energieversorgung in Wien und ganz Österreich. Diese Sicherheiten sind Garantien und kommen zurück, sobald die Handelsgeschäfte abgewickelt wurden“, erklärte die Eigentümerin Stadt Wien drei Tage später in einer Aussendung. Bis dorthin war wenig von den Eigentümervertretern zu hören, weder vom Bürgermeister Michael Ludwig noch vom Stadtrat Peter Hanke. Eine Stellungnahme bzw. Erklärung der Vorstände suchte man genauso vergeblich. Man überlies die Krisenkommunikation ganz dem Presseteam der Wien Energie, die mit einer Presseaussendung versuchte, die Wogen zu glätten. Man erklärte: „Wien Energie und die Wiener Stadtwerke sind solide, wirtschaftlich gesunde Unternehmen mit bester Bonität. Es müssen keine Verluste ausgeglichen werden.“

Die Situation wirft ein äußerst schlechtes Bild auf die Wiener Stadtregierung, insbesondere als herauskam, dass die Stadt bereits zweimal zuvor mit je 700 Mio. Euro an Haftungen ausgeholfen hat – und das per Notverordnung des Bürgermeisters. Die Öffentlichkeit und der Gemeinderat wurden nicht informiert, obwohl die erste Tranche schon am 15. Juli genehmigt wurde.

Sofort kamen Gerüchte auf, dass sich die Wien Energie auf der Börse verspekuliert hat. Diesen Vorwurf wiesen Peter Hanke und Aufsichtsratspräsident Peter Weinelt vehement zurück. Was aber sehr verwundert: Die Wien Energie ist bei Terminkontrakten auf der Leipziger Strombörse (EEX) im großen Stil als Verkäuferin aufgetreten.

Schlussendlich bewilligte am Mittwoch der Bund der Wien Energie eine Kreditlinie von zwei Milliarden Euro. Es bleibt spannend, ob das reichen wird.