Zur Erhaltung einer nachhaltigen Forstwirtschaft

25.09.2019

(PA_Land&Forst Betriebe) Die heimische Forstwirtschaft steht bereits seit mehreren Jahren einer angespannten Situation gegenüber. Der Klimawandel mit seinen Extremwetterverhältnissen, den daraus resultierenden Schadorganismen und der damit verbundenen Marktsituation bringt eine nachhaltige Forstwirtschaft in Gefahr. Zusätzlich zur angespannten Situation wird von verschiedenen Seiten Druck auf die heimischen Waldbesitzer ausgeübt – Gesellschaft, Marktpartner oder zu kurz gedachte Meinungen von Einzelpersonen, die aber medial Gehör finden, seien hier exemplarisch genannt. Fakt ist, Wald ist mehr als die Summe seiner Bäume und es werden heute eine Vielzahl von Leistungen gleichzeitig durch die heimischen Wälder erbracht – für die Umwelt, die Wirtschaft, die Gesellschaft, das Klima. 

Nachhaltige Forstwirtschaft in Gefahr – Unterstützung gefordert
Viele Stimmen – egal ob von Politik, Gesellschaft oder Medien – zeichnen aktuell ein düsteres Bild des österreichischen Waldes. Er ist Leidtragender des Klimawandels aber zugleich großer Hoffnungsträger und gilt als Lösung im Kampf gegen den Klimawandel. Wetterextreme und Schadorganismen verursachen Schäden in Österreichs Wäldern. Trotzdem erleben wir aber aktuell kein Waldsterben, sondern einen klimabedingten Waldumbau in Richtung neuer Waldtypen und Baumarten. Für die Aufrechterhaltung der vielfältigen Waldleistungen für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft braucht die heimische Forstwirtschaft daher Unterstützung. Nur so kann eine Absicherung der ökologischen, ökonomischen als auch sozialen Säule nachhaltig erfolgen. 

„Wir benötigen eine Energiewende und die Forcierung von Ökostrom. Die Zukunft heißt: Bioökonomie. Holz ist der Werk- und Baustoff der Zukunft und hat etwa viel Potential im mehrgeschossigen Wohnbau. Wir brauchen Forschungsinitiativen für die Anpassung an den Klimawandel, das betrifft sowohl die Baumartenwahl als auch die Bekämpfung von Schädlingen. Und statt nationalstaatlichem Denken wünsche ich mir eine EU-weite Diskussion – vor allem im Hinblick auf die Bekämpfung von Schadorganismen, denn ein Borkenkäfer kennt keine Staatsgrenzen“, fordert DI Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich, bei der Präsentation des Aktionsplans. 

DI Dr. Martin Greimel, Leiter des Zentrums für Bioökonomie an der BOKU Wien, betont in diesem Zusammenhang: „An einem Umbau der Wirtschaft von fossilen Rohstoffen und Öl auf erneuerbare Rohstoffe wird kein Weg vorbeiführen. Eine auf erneuerbare Rohstoffe basierende Wirtschaft wird Bioökonomie genannt. Der Wald wird in diesem Prozess eine herausragende Rolle spielen. Dabei ist der Wald nicht nur als Lieferant von Biomasse zu sehen: eine Transformation der Wirtschaft in Richtung Bioökonomie wird nur dann gelingen, wenn umwelt- und sozialwissenschaftliche Aspekte berücksichtigt werden. Für die Waldbesitzer heißen die Schlagwörter dafür: Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft sowie verstärktes Bewusstsein für Ökosystemleistungen des Waldes in der Gesellschaft.“ 

„Heimische Waldbesitzer brauchen rechtliche Flexibilität für die Waldbewirtschaftung – dies betrifft zum Beispiel alternative Nutzungsmöglichkeiten oder auch eine höhere Flexibilität bei der Baumartenwahl und bei der Wiederbegründung. Eine nachhaltige Forstwirtschaft bedarf zudem einer steuerpolitischen Entlastung. Waldwirtschaft ist generationenübergreifend und braucht vor allem eine unbelastete Generationenfolge. Hier darf es zu keinen zusätzlichen Steuern im Zusammenhang mit Betriebsübergaben oder Umgründungen kommen. Die Sicherung und Stärkung von Eigentum muss künftig höchste Priorität haben. Erbschafts-, Schenkungs- und Substanzsteuern muss eine klare Absage erteilt werden“, erläutert der Verbandspräsident.

Einige Punkte stehen schon längere Zeit auf der Agenda des gesamten Sektors. So soll etwa unter dem Motto „Holz nützen, Klima schützen“ Holz als Werk- und Baustoff dringend forciert werden. Ein verstärkter Einsatz in Industrie, Bauwesen und Handwerk ist zugleich ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Vorgaben in der öffentlichen Beschaffung oder auch Holzbauquoten im öffentlichen Raum sind ein Motor für den ländlichen Raum. Und zu guter Letzt braucht es natürlich eine ausreichende Dotierung des Forstkapitels beim Programm der Ländlichen Entwicklung im Rahmen der GAP als auch eine ausreichende Dotierung der Katastrophenmittel. 

Jeder Einzelne ist gefragt
„Aber nicht nur der Staat ist gefragt. Auch die Gesellschaft muss mithelfen, den Klimawandel zu bremsen. Das bedeutet für jeden Einzelnen: auf heimische Rohstoffe wie Holz setzen, Holzbau forcieren, auf erneuerbare Energien aus Wind, Sonne und Biomasse umsteigen und Müll, vor allem Plastikmüll, vermeiden. Das alles kostet natürlich, aber im Vergleich zu den Kosten, die in Zukunft durch eine weitere Erderwärmung anfallen, ist es das weit kleinere Übel und vor allem ein Beitrag für eine lebensfähige Zukunft unserer Gesellschaft“, schließt Montecuccoli mit einem aufrüttelnden Appell an die Gesellschaft.

Aktionsplan Zukunft Wald zur Erhaltung einer nachhaltigen Forstwirtschaft für die Gesetzgebungsperiode 2019 bis 2024 
Ein grundsätzliches Bekenntnis zu einer aktiven und nachhaltigen Waldbewirtschaftung, zur Anpassung der Wälder an den Klimawandel als auch zu den multifunktionalen Anforderungen von Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft ist notwendig. Eine entsprechende Unterstützung muss daher die Kernaufgabe einer künftigen Bundesregierung in folgenden zehn Schwerpunktbereichen sein: 

* Radikale Energiewende
Weg von fossilen, hin zu erneuerbaren Energiequellen 

* Bioökonomie jetzt umsetzen
Substitution, Kreislaufwirtschaft und Umdenken in der Gesellschaft

* Klimaschutz durch Holzbau
Verstärkter Einsatz von Holz als Werk- und Baustoff

* Forschungsinitiative für klimafitte Wälder 

* Aktive Bekämpfungsstrategien gegen Schadorganismen

* EU-Koordination bei der Bekämpfung von Schadorganismen

* Mehr Freiraum für innovative Waldwirtschaft

* Sicherung und Stärkung von Eigentum

* Steuerliche Entlastung für nachhaltige Forstwirtschaft

* Unterstützung und Fördermittel erhöhen