100% Erneuerbare für Industrie möglich

Papierkonzerne gegen Ökostrom Weiter Windbranche trotzt Krise

Große Herausforderung für Ausbau und Optimierung der Energieinfrastruktur

12.09.2019
v.l.: Manuela Raidl (Moderation), Michael Paula (BMVIT), Wolfgang Hribernik (AIT), Muna Duzdar (SP…), Theresia Vogel (Klima- und Energiefonds), Therese Niss (…VP Parlamentsklub), Stefan Gara (NEOS), Lukas Hammer (GrŸne), Axel Kassegger (FP…), Roman Geyer (AIT)

(PA_Klima- und Energiefonds) Eine verlässliche und umweltfreundliche Bereitstellung von Energie zu leistbaren Preisen und ihr effizienter Einsatz bilden die Grundlage einer modernen Standortpolitik. Ausbau und Optimierung der Energieinfrastruktur sind dafür unbedingt notwendig. Das AIT Austrian Institute of Technology hat im Auftrag des Klima- und Energiefonds untersucht, wie die österreichische Industrie – die derzeit rund 30 % der heimischen Gesamtenergie benötigt – durch Erneuerbare versorgt werden kann und welche Anforderungen an die Energieinfrastruktur daraus resultieren. Das Ergebnis: Die 100%-ige Versorgung der Industrie mit erneuerbaren Energien ist theoretisch möglich. Großer Handlungsbedarf besteht vor allem bei Erzeugungs- und Netzausbau sowie bei Speichern für entsprechende Flexibilitätsbereitstellung.

Bezugnehmend auf #mission2030 – die österreichische Klima- und Energiestrategie – zeigt die Studie mit dem Titel „IndustRiES – Energieinfrastruktur für 100 % erneuerbare Energie in der Industrie“ anhand von drei Szenarien (Basis, Effizienz und Umbruch) mögliche Wege auf, wie die österreichische Industrie (zunehmend) mit Energie aus erneuerbaren Energieträgern versorgt werden kann. Mit den in Österreich zur Verfügung stehenden Potenzialen an erneuerbaren Energien (231 TWh) kann der industrielle Endenergieverbrauch in allen Szenarien bilanziell gedeckt werden. Die zur Verfügung stehende Energie reicht jedoch nicht aus, um alle Sektoren (Verkehr, öffentliche und private Dienstleistungen, Private Haushalte und Landwirtschaft) zu versorgen. Dafür muss Energie importiert werden – in Summe bis zu 97 TWh (31 %) des Endenergiebedarfs. 

Beim Umstieg auf erneuerbare Energie im Industriesektor wird die Elektrifizierung auf Basis erneuerbaren Stroms eine Schlüsselrolle spielen. Aktuell wird der Gesamtenergiebedarf der österreichischen Industrie zu 32 % aus elektrischer Energie gedeckt. Die heutige Stromnachfrage der Industrie (30 TWh) könnte um mehr als das Doppelte steigen. Das entspricht 30 zusätzlichen Donaukraftwerken. 

In Oberösterreich (Raum Linz) und der Steiermark (Raum Leoben/Mürztal) wird es zu den stärksten Veränderungen des Strombedarfs kommen. Mit Windkraft in Ostösterreich und Wasserkraft in den Alpenregionen liegen die Erneuerbaren-Potenziale örtlich nicht unbedingt dort, wo die energieintensive Industrie angesiedelt ist. Langfristig bedarf es einen verstärkten Infrastrukturausbau in den Regionen dieser „Verbraucher-Hotspots“, um eine vollständige Versorgung der Industrie mit erneuerbarer Energie zu ermöglichen. Zusätzlich müssen regionale Netzausbauten zum Anschluss neuer Windparks oder Wasserkraftwerke sowie die Verstärkung der Netzanbindungen an das benachbarte Ausland erfolgen.

Die Studie steht hier zum Download bereit.

Dazu Peter Püspök, Präsident Erneuerbaren Energien Österreich (EEÖ), in einer separaten Aussendung: „Es ist grotesk, die Jugend geht auf die Straße und beinahe wöchentlich sehen wir neue Studien, die zeigen, was wir mit den vorhandenen Möglichkeiten schon erreichen können. Gleichzeitig findet man keine Übereinkunft und einige Lobbys versuchen sogar die kleinsten Fortschritte zu verhindern. Ich hoffe sehr, dass sich die Parlamentsparteien für ernsthaft Klimabewegte nicht unwählbar machen, indem sie keinen Kompromiss für einen raschen Ausbau der erneuerbaren Energien finden. Ich bin aber optimistisch, dass die Parteien jetzt die Stimmen der Bevölkerung hören.“