Anpassungskosten höher als für Umstellung

27.11.2025

(AFU) – Mit dem traditionellen Motto „die beste Kilowattstunde ist die eingesparte“ eröffnete Obmann Josef Wolfbeißer, vom DECA – Dienstleister Energieeffizienz & Contracting Austria, den 6. Österreichischen Energieeffizienzkongress. Die DECA sieht sich als Stimme der Energieeffizienz in Österreich. Als Keynote-Speakerin konnte Frau Univ.-Prof. Sigrid Stagl, Ökonomin am Department für Sozioökonomie der WU-Wien, gewonnen werden. Ihre Kernaussage: „Wir müssen die Marktregeln so ändern, dass die Energieeffizienz sichergestellt wird.“

Net-Zero immer am billigsten

„Energieeffizienz ist ein ‚no na net‘ – jeder ist natürlich dafür. Märkte bestehen aber grundsätzlich aus Regeln, wie zum Beispiel Normen. Derzeit ist unsere Volkswirtschaft aber auf hohen Ressourcenverbrauch und ineffiziente Produktionsketten ausgelegt. Deshalb braucht es richtige Marktregeln samt gesellschaftlichen Konsens und im Einklang mit der Umwelt“, so Stagl. „Die meisten Marktakteure handeln primär nach der Höhe des Preises, was zu Fehlverhalten motiviert. Zum Beispiel zeigen zahlreiche Studien, dass die Klimafolgenkosten mindestens fünf Mal höher sind als die Umstellungskosten für das Energiesystem. Net-Zero ist nicht gratis, aber immer die billigste Variante. Das Problem sind die unterschiedlichen Interessen. Es gibt einfach Bremser in der Wirtschaft, die am veralteten, fossilen Geschäftsmodell noch immer sehr gut verdienen. Und sie haben auch exzellente Kontakte zu politischen Entscheidungsträgern. Was wir brauchen, sind positive Zukunftsbilder, die auch die Bevölkerung mitnehmen. Die Systemumstellung kann auch nicht nur über Förderungen erfolgen. Es sind auch ordnungspolitische Maßnahmen notwendig.“ Europa müsse auch aufpassen, nicht den Anschluss zu verlieren. China investiere heuer 300 Mrd. Euro in das (erneuerbare) Energiesystem. Norwegen lässt nur mehr neue E-Autos zu. Sogar Äthiopien hat die Einfuhr von Verbrennern verboten. „Es tut sich weltweit etwas“, erklärte Stagl.

Zwei neue Förderschienen

Klaus Frühmann von der KPC präsentierte die aktuellen Fördermöglichkeiten für Betriebe, Wohnbau und Gemeinden. Über die KPC wurden im (Top-)Jahr 2024 2,8 Mrd. Euro investiert, was Gesamtinvestitionen von rund 9 Mrd. Euro auslöste. Es gibt drei Förderschienen: Umweltförderung Inland (UFI) mit 750 Mio. Euro von 2023 bis 2027, der Effizienz-Fonds mit 190 Mio. Euro jährlich bis 2030 und die Sanierungsoffensive mit 1,8 Mrd. Euro bis 2030. Letztere ist am Montag wieder gestartet und man hat prompt 2.000 Registrierungen erhalten. Das noch (zur Genüge) vorhandene Budget ist auf www.sanierungsoffensive.gv.at ersichtlich.

Beim Effizienz-Fonds sollen mit 01.01. 2026 zwei neue Förderschienen kommen: Thermische Sanierung für gemeinnützige Bauvereinigungen und eine Förderschiene für die 16% (bis 2030 und 26% bis 2040) am schlechtesten gedämmten Gebäude (Klasse D oder schlechter; EU-Vorgabe). Dabei handelt es sich um rund 50.000 Gebäude österreichweit. Für alle anderen Gebäude gibt es keine Förderung aus dem Effizienz-Fonds.

Contracting als Finanzierungsmodell

Martin Kweta, von der Hypo NÖ, zeigte Finanzierungsmöglichkeiten insbesondere für Gemeinden auf. „In NÖ sind von den 500 Gemeinden rund 300 ‚Abgangsgemeinden‘ – sprich sie können aus den Einnahmen ihre Ausgaben nicht mehr decken. Vor wenigen Jahren waren dies rund 50 bis 80“, illustrierte Kweta. Die Gründe: weniger Einnahmen aus dem Finanzausgleich und den Kommunalsteuern, höhere Tarifabschlüsse, mehr Ausgaben für Kindergärten und Co. und mehr bürokratischer Aufwand durch neue Vorgaben. Eine Entspannung der Situation sei nicht in Sicht. „Es ist aber genug Geld vorhanden, denn die Wirtschaft stagniert, so sind die Gemeinden für die Banken noch immer ein ‚sicherer Hafen‘“, schildert Kweta. Neben den klassischen Finanzierungen, wie dem Kommunalkredit, gebe es auch unter anderem das Contracting, dass laut Kweta relativ wenig genutzt wird, was für ihn unverständlich ist. „Nehmen wir als Beispiel eine PV-Anlage in einem Contracting-Modell: Die Planung, Errichtung und der Betrieb der Anlage auf dem Gemeindedach übernimmt der Contractor. Dafür bietet er dem Kunden einen fixen Strompreis für, in der Regel, 15 bis 20 Jahre an. Danach geht die Anlage in das Eigentum der Gemeinde über. Aus meiner Sicht kann das ein interessantes Modell sein, weil man auch kein Risiko für steigende Strompreise mehr hätte“, so Kweta.