Durchwachsenes Jahr 2019 für Erneuerbare

09.07.2020

(PA_PL) – Mit einem Umsatz von annähernd 2,5 Milliarden Euro und Beschäftigungseffekten von etwa 21.400 Vollzeitstellen erwirtschaftet die Bioenergiebranche 47 % des Jahresumsatzes und stellt 58 % der Jobs im Bereich der erneuerbaren Energien, erfuhr man bei der Online-Veranstaltung „Energiewende: Forschung , Innovation und Marktentwicklung 2019“ des Bundesministeriums für Klimaschutz (BMK) am 8. Juli.  Außerdem gehen mit 9 Millionen Tonnen CO2 etwa 64 % der Treibhausgaseinsparungen durch Nutzung erneuerbarer Energien auf das Konto der Bioenergie. Nicht berücksichtigt wurden bei der im Bericht „Innovative  Energietechnologien:  Marktentwicklung 2019“ des BMK nachzulesenden Erhebung die Wasserkraft, Biogas und Biotreibstoffe. Damit sind für die Ergebnisse der Bioenergie ausschließlich Holzbrennstoffe verantwortlich. 

2019 eher Stagnation bei der Energiewende

Die Marktentwicklung der untersuchten Technologien war 2019 – wie schon in den Vorjahren – insgesamt eher durchwachsen, präsentiert Dr. Peter Biermayr, ENFOS. Bremsend wirkten sich vor allem die anhaltend niedrigen Preise fossiler Energieträger, geringe Sanierungsraten, verhaltene Signale aus der Energiepolitik und die milde Witterung aus. Nur bei Pelletskesseln, Photovoltaik und Wärmepumpen konnte 2019 ein Wachstum des Inlandsmarktes beobachtet werden. Dagegen wiesen Scheitholzkessel, Biomasseöfen, Solarthermie und Windkraft teils deutliche Marktrückgänge auf. Während die Verkaufszahlen für Photovoltaik anzogen, sank die Neuinstallation von Windkraftanlagen auf ein 8-Jahres Tief.

Der Absatz von Biomassebrennstoffen stieg 2019 gegenüber dem Vorjahr geringfügig (+0,6%) auf 181 PJ, wobei Hackgut (+1,7 % auf 83,2 PJ) den größten Zuwachs verzeichnete.  „Die historische Marktentwicklung ist bei weitem nicht ausreichend“, warnte Biermayr. Um das Ziel von 100 % Ökostrom bis 2030 zu erreichen, müssten ab 2020 jährlich 873 MWpeak Photovoltaik (2019: 247 MWpeak) und 400 MW Windkraft (2019: 152MW) installiert werden. „Dies gilt nur unter der Voraussetzung, dass das in dem Szenario auch für Wasserkraft, Biomasse-KWK oder Biogas unterstellte Wachstum tatsächlich stattfindet“, erklärte Biermayr.

Kein weiteres Zuwarten auf neue Wundertechnologien

Biermayr betonte dass die Ziele für 2030/40 sofort umgesetzt und mit den heute verfügbaren Technologien der erneuerbaren Energien erreicht werden müssten. „Aufgrund der Systemträgheiten reicht die Zeit nicht aus, um auf die Entwicklung von Innovationen zu warten. Die Umsetzung der Energiewende muss dringend jetzt vonstatten gehen.“ Weiteres Zuwarten bedeute lediglich, dass die fossilen Energien weiterhin den Markt beherrschten und die Klimaziele unerreichbar bleiben. Es seien bei allen vorhandenen Erneuerbaren genug Ausbaupotenziale vorhanden, um die Energiewende zu schaffen.

Raus aus Öl“- Kampagne trägt bereits Früchte

Biermayr sprach sich dafür aus, die Anstrengungen im Bereich der Energie- und Umweltpolitik deutlich zu steigern. Dabei müssten verstärkt effektive und effiziente Instrumente zur Anwendung kommen. „In Zeiten billiger fossiler Energie und fehlender Kostenwahrheit müssen politische Instrumente in einem völlig neuartigem Umfang eingesetzt werden, um die Energiewende voranzutreiben“, forderte Biermayr.

Als positives Beispiel hob er die „Raus aus Öl“-Kampagne hervor. Sie habe dazu geführt, dass die Verkaufszahlen von Pelletskesseln 2019 um 30,5 %, von Stückholz-/Pellets-Kombikesseln  um 21,5 % und von Heizungswärmepumpen um 11,7 % gestiegen seien. 

Forderung nach „Raus aus Erdgas“-Kampagne

„Die erfolgreiche ‚Raus aus Öl‘-Kampagne sollte intensiviert werden und der Start einer ‚Raus aus Erdgas‘-Kampagne sollte unmittelbar folgen“, sagte Biermayr. Ein Ausstieg aus der Nutzung von Erdöl und Erdgas sei eine Voraussetzung zur Erreichung der Klimaziele. Die Neuinstallation von fossilen Heizungssytemen müsse daher dringend unterbunden werden.

Die durch die Corona-Pandemie herbeigeführten Strukturbrüche sollten genutzt werden, um historisch gewachsene Barrieren zu überwinden, unterstrich Biermayr. Konjunkturpakete sollten einen eindeutigen Fokus auf die Entwicklung eines nachhaltigen Energie-und Gesellschaftssystems haben.

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