Österreich +2,3 °C im Jahr 2022

22.03.2023

(PA_Climate Change Centre Austria ) – Der 6. IPCC Synthesebericht fasst den derzeitigen Stand des Wissens zum Klimawandel, seinen Auswirkungen und den nötigen Anpassungs- und Minderungsmaßnahmen in einem einzigen Dokument zusammen. Er basiert auf den Einzelberichten des IPCC der letzten drei Jahre und ist ein Referenzwerk, auf das sich EntscheidungsträgerInnen in der ganzen Welt in den nächsten Jahren stützen werden.

Die globalen Entwicklungen und Herausforderungen haben Bedeutung für das Geschehen und Handeln in Österreich, nicht nur was den Klimawandel selbst, die rapide ansteigenden Risiken, teilweise irreversiblen Veränderungen und Extremereignisse, sondern auch was Österreichs Wirtschaft betrifft, die durch globale Lieferketten eng mit anderen Regionen der Erde verknüpft ist. Alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens sind betroffen.

Wir sitzen alle in einem Boot

Die globale Erwärmung schreitet mit all ihren Auswirkungen weiterhin nahezu ungebremst voran. Auch in Österreich sind die Folgen des menschgemachten Klimawandels von Jahr zu Jahr stärker spürbar. 2022 war das zweitwärmste Jahr in der Messgeschichte Österreichs mit Temperaturen, die um 2,3 °C höher lagen als der langjährige Durchschnitt. Viele Menschen, vor allem ältere und kranke Personen, leiden bereits heute unter den intensiveren Hitzeperioden. Die Intensität und Häufigkeit von Wetterextremen und Unwettern steigt, Dürren häufen sich, Gletscher schmelzen und verschwinden, den Schigebieten schmilzt der Schnee und somit ihre finanzielle Grundlage weg – auch in Österreich. Seen und Flüsse trocknen aus und bedrohen unsere Trinkwasserversorgung und die Energieversorgung, die sehr stark auf Wasserkraft basiert. Der Klimawandel ist global, national und regional spürbar und es muss ihm auf allen Ebenen begegnet werden.

Die Synthese des 6. Sachstandsberichts des Weltklimarats IPCC fasst die Kernbotschaften der Bände der drei Arbeitsgruppen und der aktuellen Sonderberichte SR15 (1,5 °C globale Erwärmung), SROCC (Ozean und Kryosphäre) sowie SRCCL (Klimawandel und Landsysteme) zusammen. Der Bericht lässt keine Zweifel offen, dass der Klimawandel in vollem Gang ist, bereits heute massive negative Auswirkungen hat und dass diese mit jedem weiteren Zehntel Grad Erwärmung weiter zunehmen werden. Bisherige Bemühungen, den Klimawandel zu mindern, verfehlen eine Stabilisierung des Klimas bei +1,5°C und 2°C deutlich. Anpassungsstrategien sind weitgehend unzulänglich, da fragmentiert, inkrementell, sektor-spezifisch und regional ungleich verteilt. Kleinbauern und Haushalte an niedrig-liegenden Küsten sowie einige Ökosysteme in den Tropen, an Küsten, in den Polargebieten und in Gebirgen haben die Grenzen ihrer Anpassungsmöglichkeiten bereits erreicht und bei weiterer Erwärmung werden es immer mehr werden. Der fortschreitende Klimawandel ist eine Gefahr für das Wohlergehen der Menschheit und ihrer Umwelt (planetary health), und das Fenster zur Sicherung einer erträglichen und nachhaltigen Zukunft für alle schließt sich sehr schnell. Unmittelbare und weitreichende Transformationen in allen Sektoren und Gesellschaftssystemen sind notwendig, um die Emissionen von Treibhausgasen zu drosseln. Vorhandene effiziente und kostengünstige Optionen dafür müssen schnell umgesetzt werden.

Sachliche Diskussion und positive Zukunftsbilder

Die aktuellen österreichischen Maßnahmen reichen nicht aus, um den erforderlichen nationalen Beitrag zur Emissionsreduktion und zur Stabilisierung des Klimas zu leisten. Unter anderem muss die Energiewende beschleunigt werden, nur so gelingt auch eine nachhaltige Energieautonomie. Es scheint an entscheidenden Stellen das Verständnis für die Dringlichkeit der Herausforderung und das wirtschaftliche Potential der Lösungen zu fehlen.

Jede Verzögerung gefährdet unsere Lebensgrundlagen und Versorgungssicherheit. Noch haben wir die Möglichkeit, gemeinsam die Zukunft zu gestalten. Dafür brauchen wir positive Zukunftsbilder. Sie helfen uns, handlungsfähig zu bleiben und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, damit Österreichs Natur intakt und die heimische Wirtschaft erfolgreich bleibt. Das heißt aber nicht, die Augen vor unbequemen Fakten zu verschließen. Wir brauchen beides: Hoffnung und Realitätssinn.

Das Climate Change Centre Austria ist als Netzwerk der Klimaforschenden Österreichs gerne bereit, allen politischen Entscheidungsträger:innen die wissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels und der Handlungsoptionen für die Transformationen zu einer klimaneutralen und klimafitten Gesellschaft – global und in Österreich – darzulegen und dafür nötige Schritte mit ihnen zu diskutieren.

Weitere Stellungnahmen zum Bericht

Österreichischer Biomasse-Verband: IPCC-Bericht: Ausbau der Erneuerbaren essentiell

GLOBAL 2000 zu Weltklimabericht: Gefährliche Klimakrise nur durch rasche Energiewende aufzuhalten

WWF zu Weltklima-Bericht: Schluss mit der Vogel-Strauß-Politik beim Klimaschutz

Hagelversicherung zum IPCC-Synthesebericht: Klimakrise trifft Agrarsektor enorm