Bundesforste forcieren Waldumbau

12.03.2020
Tannenkeimling

(PA_ÖBf) – Traubeneiche, Schwarznuss, Spitzahorn und Winterlinde: Mit den steigenden Temperaturen beginnt wieder die Aufforstungssaison in den heimischen Wäldern, die ganz im Zeichen des Klimawandels steht. Wenn die Schneedecken zurückgehen und die Böden auftauen, ist der ideale Zeitpunkt zum Aufforsten gekommen. „Dort, wo der Wald nur langsam oder gar nicht wächst, helfen wir nach und pflanzen die Bäume, die wir für den Wald der Zukunft brauchen“, erklärt Rudolf Freidhager, Vorstand der Österreichischen Bundesforste für Forstwirtschaft und Naturschutz. „Allein heuer werden die Bundesforste rund 1,8 Millionen Jungbäume in ganz Österreich pflanzen und das so vielfältig wie möglich. Insgesamt setzen wir über 40 verschiedenen Baumarten in unseren Wäldern.“ Denn die heimischen Wälder stehen unter Druck. „Gerade in Zeiten des Klimawandels brauchen wir gesunde und intakte Wälder jedoch mehr denn je zuvor“, weist Rudolf Freidhager auf die Bedeutung intakter Ökosysteme hin. „Der Wald der Zukunft wird ein bunter, facettenreicher Mischwald sein, da artenreiche Wälder stabiler gegen Umwelteinflüsse und weniger anfällig für Schädlinge sind und den Folgen des Klimawandels besser gewachsen sein werden.“ Gepflanzt wird in allen 120 Forstrevieren der Bundesforste von den Donauauen östlich von Wien bis zum Arlberg im Westen. Und dafür wird auch investiert. „2020 werden wir rund 12 Millionen Euro in die Waldpflege investieren, mehr als zwei Millionen werden allein in die Aufforstungen fließen“, nennt Freidhager Zahlen.

Mit Eichen, Lärchen und Tannen gegen Hitze, Trockenheit und Stürme

„Bei extremen Witterungsbedingungen stößt jede Baumart an ihre Grenzen, aber es gibt Baumarten, die mit längeren Trockenperioden, wenig Niederschlag oder Stürmen besser umgehen können als andere“, erklärt Rudolf Freidhager. „Die Eiche wächst auch an trockenen Standorten, ihre Bedeutung wird insbesondere im Osten des Landes und in tieferen Lagen zukünftig zunehmen. Rund 80.000 Jungeichen werden wir heuer ausbringen – das ist mehr denn je zuvor.“ Auch die Tanne kehrt stärker in unsere Wälder zurück: Sie zählt zu den am tiefsten wurzelnden Nadelhölzern und kann Wasser und Nährstoffe aus zwei bis drei Meter Tiefe holen. Tannen vertragen Trockenheit besser als etwa flachwurzelnde Fichten und halten aufgrund ihrer Pfahlwurzeln auch häufiger auftretenden Stürmen besser stand. Nicht zuletzt deshalb stehen für heuer 120.000 Jungtannen auf dem Pflanzplan. „Ein Drittel aller Jungpflanzen, rund 600.000 Setzlinge, sind jedoch Lärchen“, berichtet Freidhager. Die Lärche wird künftig, auch als Alternative zur Fichte, deutlich zunehmen. Der Nadelbaum hat eine ausgesprochen hohe ökologische Amplitude, wächst sowohl in tiefen als auch Gebirgslagen von 300 bis 2.200 Meter Seehöhe und ist aufgrund seines Herzwurzelsystem besonders sturmstabil.“ Insbesondere in den sehr trockenen Wäldern nördlich der Donau kommt die Douglasie mit rund 100.000 Jungpflanzen verstärkt zum Einsatz. Der ursprünglich aus Nordamerika stammende Nadelbaum aus der Familie der Kieferngewächse gilt als schnellwüchsig und kommt mit Trockenheit besser zurecht. Grauerle, Zirbe, Hainbuche, Spitz- und Bergahorn, aber auch seltene Edellaubhölzer wie Elsbeere, Speierling, Vogelkirsche, Schwarznuss, Sommer- und Winterlinde, Holzapfel oder Wildbirne runden das breite Artenspektrum ab. Österreichs häufigster Nadelbaum, die Fichte, wird auch weiterhin eine große Rolle spielen, seine Bedeutung insgesamt aber abnehmen. „Fichten nördlich der Donau etwa im Wald- oder Weinviertel bzw. außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes werden stark zurückgehen und durch andere Baumarten ersetzt werden. Im inneralpinen Raum bzw. Höhenlagen über 600 Meter wird die Fichte aber auch weiterhin ihr natürliches Verbreitungsgebiet vorfinden“, erläutert Freidhager.

1,8 Millionen Jungbäume für ganz Österreich

Mit rd. 400.000 Jungpflanzen werden die meisten Bäume im Bundesland Salzburg gepflanzt, wo die Wälder wiederholt durch Stürme und Schneedruck in Mitleidenschaft gezogen wurden. Mit rund 370.000 Jungpflanzen folgt Niederösterreich, wo insbesondere im Waldviertel aufgrund von Trockenheit und Borkenkäferbefall ein rascher Waldumbau unumgänglich ist. Vor allem in Schutzwald-, aber auch in Sturmgebieten sind Aufforstungen in Oberösterreich mit rd. 350.000 Jungbäumen und in der Steiermark mit rd. 280.000 Jungbäumen geplant. Aufgeforstet wird auch in den Gebirgswäldern Tirols mit rund rd. 200.000 Jungpflanzen und in Kärnten, wo die Bundeforste vorwiegend Streulagen betreuen, mit rd. 160.000 Pflanzen. Während in den tieferen Lagen im Osten des Landes verstärkt Laubhölzer wie Eiche, Ahorn, Schwarznuss oder Edellaubhölzer wie Speierling und Elsbeere eingebracht werden, sind es in den inneralpinen, höheren Lagen vorwiegend Lärche, Tanne, Zirbe oder auch Buche. „Die Aufforstungen beginnen im März zumeist in den niederen Lagen im Osten des Landes und dauern bis Juni, wenn auch die Gebirgsreviere wieder zugänglich sind“, so Rudolf Freidhager. „Das Setzen der Jungpflanzen ist aufwändig und zeitintensiv, da jedes der 1,8 Millionen Bäumchen händisch gepflanzt werden muss – auch im steilsten Gelände.“

Jagd als Schlüssel für Wald der Zukunft

„Ohne Jagd kein Wald der Zukunft“, stellt der ÖBf-Vorstand klar. Denn für das Aufkommen der Jungbäume ist der Wald ein Schlüsselfaktor. Jungbäume, insbesondere Tannen aber auch Lärchen, werden von Wildtieren besonders gerne verbissen und damit geschädigt. Es reicht nicht, nur die richtigen Baumarten und Standorte auszuwählen. Es muss auch sichergestellt werden, dass die Jungpflanzen gut aufwachsen können und entsprechend geschützt und gepflegt werden. „Dazu braucht es ein verständnisvolles Miteinander aus Jagd- und Forstwirtschaft, ein gutes Gleichgewicht aus Wald und Wild und lebensraumverträgliche Wildstände“, so Rudolf Freidhager.

Natürlichen Nachwuchs fördern und bestes Saatgut verwenden

„Abseits der Aufforstungen forcieren wir den natürlichen Nachwuchs in den Wäldern, da die von Natur aus aufkommenden Pflänzchen am widerstandsfähigsten sind“, führt der ÖBf-Vorstand aus. „Sie sind bereits perfekt an den Standort angepasst und kommen mit den lokalen Witterungsbedingungen im Regelfall am besten zurecht.“ Das Saatgut für ihre Pflanzen gewinnen die Bundesforste – als mittlerweile eine der wenigen – immer noch aus eigenen Beständen und stellen damit sicher, dass die Pflanzen bereits aus lokalem, Standort angepassten Samen gezogen werden. „Damit schließt sich der Kreislauf wieder“, legt Freidhager auf die ökologisch-nachhaltige Saatgutgewinnung großen Wert, „gleichzeitig stellen wir sicher, dass die jungen Pflänzlein die besten Chancen haben, zu gedeihen und eines Tages zum Wald der Zukunft heranzuwachsen.“