An bestehenden 1.569 Standorten

23.05.2024

(PA_Kleinwasserkraft Österreich) – Mehr als zehn Terawattstunden Ökostrom könnten in Österreich zusätzlich produziert werden, wenn bereits bestehende Anlagen, wie Dämme, Wehre oder Speicherteiche für die Kleinwasserkraft genützt werden könnten. Das zeigt der neue Potenzial-Check der Kleinwasserkraft Österreich. Demnach haben insgesamt 1.569 Standorte großes Potenzial als „neue“ Kleinwasserkraftwerke. Zum Vergleich: Die Gesamtproduktion dieser Standorte entspricht der zehnfachen Produktion des Donaukraftwerks Freudenau.

„Der Ausbau der Kleinwasserkraft ist in Österreich rückläufig, obwohl der Potenzial-Check 1.569 sinnvolle, ökologische Projekte identifiziert. Können wir uns das in Zeiten von Klima- und Energiekrise leisten?“, so Paul Ablinger, Geschäftsführer von Kleinwasserkraftwerk Österreich.

Flussquerbauwerke als Stromlieferanten

So genannte Querbauwerke dienen dazu, den Wasserfluss zu kontrollieren oder zu regulieren. In der Regel sind das Wehre, Dämme, Geschiebesperren und Sohlschwellen. In Summe gibt es 71.000 solcher Querbauerwerke in Österreich. Die meisten davon, rund 48.664, dienen ausschließlich dem Hochwasserschutz. Rund zwei Prozent dieser Querbauten, das sind in 1.267, lassen sich einfach und rasch zur Kleinwasserkraftnutzung umbauen. Die Erfahrung zeigt: Die ökologische Gesamtsituation der Gewässer verbessert sich in diesen Fällen sogar. Rund 1,2 Terawattstunden pro Jahr könnten durch diese Modernisierungsmaßnahmen alleine im Bereich der Querbauwerke gewonnen werden.

Speicherteiche liefern Ökostrom

Enormes Potenzial zeigt der Potenzial-Check für Kleinwasserkraft in Österreich auch für Speicherteiche auf, die für die Kunstschnee-Produktion künstlich angelegt wurden: 302 der 504 bestehenden Speicherteiche könnten in Österreich weitere 9,16 Terawattstunden Ökostrom liefern. Und somit auch die Stromnetze entlasten und Photovoltaik-Strom speichern.

Viel Potenzial ungenutzt 

Das Potenzial der Querbauwerke und Speicherteiche zusammen gerechnet ergibt eine Leistung von mehr als 10,36 Terawattstunden Ökostrom. Zum Vergleich: Das ist das zehnfache der Produktion des Donaukraftwerks Freudenau, einem der größten Kraftwerke Österreichs.

Behördenverfahren zu lange, Finanzierung ungewiss

Trotz der Notwendigkeit des im Erneuerbaren Ausbaugesetz (EAG) festgeschriebenen Wasserkraftausbaus fehlt für neue Kleinwasserkraft-Projekte die Planungs- und Finanzierungssicherheit. „Die Verfahrensdauer für neue Projekte ist völlig unberechenbar; die wirtschaftliche Planbarkeit entbehrt der Logik der unternehmerischen und kaufmännischen Sorgfaltspflicht“, so Ablinger. Das hat dazu geführt, dass der Ausbau der Kleinwasserkraft im letzten Jahr um bis zu 40 Prozent eingebrochen ist – und das obwohl die Renewable Energy Directive III der europäischen Union, kurz RED III, den Gesetzgeber zur Einführung von Beschleunigungsgebieten verpflichtet hat. Das überragende öffentliche Interesse von Kleinwasserkraft ist auf EU-Ebene beschlossen. 

„Die rasche Umsetzung der RED III Richtlinie ist entscheidend, wenn der Ausbau erneuerbarer Energien gelingen soll. Durch den Umbau der 1.569 Standorte in Österreich könnten über zehn Terawattstunden Ökostrom gewonnen werden“, so Ablinger abschließend.